Erlebnisbericht über die 44. Dr. Kleemann Zuchtausleseprüfung vom 27.10.-29.10.2022
Fehmarn/Schleswig-Holstein
Nachdem es für mich als Erstlingsführer die erste Dr.Kleemann Zuchtausleseprüfung war, wir verletzungsbedingt mehrere Wochen ausgefallen waren, machte ich mich am Mittwoch den 26.10.2022 mit ungutem Gefühl, meiner Frau Kerstin und unserem Hund INO von der Königsleite (im Weiteren Max genannt) auf den Weg Richtung Haffkrug/Scharbeutz (gedanklich befand ich mich auf der Fahrt zu einer teuren Übungsstunde).
In diesem kleinen Örtchen waren alle Mitgereisten des DK Franken untergebracht. Das Suchenlokal „Gut Sierhagen“ war von dort aus nur ca. 12 Km entfernt. An diesem Abend, nachdem so ziemlich alle eingetrudelt waren, traf man sich noch in der Gaststätte „Himmelblau“ auf einen kleinen Absacker.
Am Donnerstag Vormittag fuhren wir im Konvoi nach Gut Sierhagen ins Prüfungsbüro zur Anmeldung (Impfausweis, Ahnentafel, Jagdschein usw.) und nicht zuletzt zum Auslosen der Gruppen.
Ich loste mich in die Gruppe 2 mit dem Richterobmann Herrn H.J. Machetanz, sowie den Mitrichtern, Herrn Jürgen Brichle und Herrn Heinrich Oldvater.
Gegen ca. 14:00 Uhr begann die Zuchtschau mit der Gruppe 1 der Rüden mit den Richtern Frau Scriba, Herrn Karlheinz Roth und MF Herrn Karl Stöger. Messen, Zahnkontrolle und Chipkontrolle waren kein Problem; mehrmals im Kreis Laufen und Max’ Formwert V wurde bestätigt. Damit hatten wir beide die erste Hürde gemeistert und etwas Druck war von uns genommen.
Nach einer kurzen, unruhigen Nacht war für die Gruppen 1 und 2 am Freitag um 07:30 Uhr Treffpunkt am Parkplatz einer Gärtnerei bei Pansdorf auf dem Festland. Nach kurzen Smalltalk ging es dann für mich zusammen mit 2 weiteren Führern (inkl. V2 Rüde),Richtern, Revierführer und Zuschauern Richtung Curau ins Ostsee-Hinterland zur 1. Suche im Feld. Nach kurzer Fahrt an einem Wintergerstenfeld/Rapsfeld angekommen, wurde der erste Hund zur Suche geschickt. Alle Anwesenden wurden gebeten, den zu prüfenden Teams während der gesamten Prüfung in einem Abstand von ca. 30m zu folgen. Während der erste Hund mit der Suche beschäftigt war, staunte ich immer noch über die riesigen Felder, die rings herum vor uns lagen. Die Anspannung in mir wurde derweil umso unerträglicher, je näher Max’ und meine Suche rückte. Mir war innerlich bewusst, dass kein Wettkampf-Charakter bei solch einer Prüfung entstehen darf, derselbige dennoch durchaus eine Rolle spielt. Wie man es auch dreht und wendet, steht am Ende eine Reihenfolge fest, in die man sich selbst und Hund eingereiht wiederfindet – die Frage ist nur: Wo?
Nun war die Prüfungsnummer 20 (Hund 2) an der Reihe – also Max und ich. Wir starteten mit Rückenwind bei der Max eine gute, weite Suche zeigte, sich ständig in den Wind drehte und so mehrmals auf Hasen stieß, diese hervorragend vorstand und ohne Führereinwirkung schussruhig blieb. Wir waren beide im Prüfungsrhythmus angekommen.
Nach Hund 3 fuhren wir einige Kilometer in einen anderen Revierteil zu einem Rapsschlag. Hier wurde Hund 1 zu einer erneuten Suche geschickt, die zeitnah beendet wurde. Hund 2 (Max) und 3 kamen dann in den Genuss, die am Vortag angekündigte Paarsuche zu absolvieren. Mir gefror trotz des mittlerweile herrlichen, spätsommerlichen Wetters bei milden 22 Grad das Blut in den Adern vor lauter Angst: wie reagiert mein Hund auf den anderen Rüden? Was passiert wenn Wild aufgemacht wird? Ist er immer noch gehorsam, schussruhig und und und…
Die 3 Richter „beruhigten“, indem der RO äußerte: „[…] Ich weiß, eine Paarsuche werden sie noch nicht geübt haben, aber ein zur Dr. Kleemann Ausleseprüfung zugelassener Hund weiß was er zu tun hat […].“ „Super“, dachte ich und die Schweißperlen auf der Stirn vermehrten sich schlagartig! Von all dem unbeeindruckt war jedoch mein Max, im Gegenteil; er steigerte sich nochmals in der Paarsuche: Vorstehen – Gehorsam – Schussruhe – Elan – Geschwindigkeit. Einfach genial! Meine Bedenken verschoben sich jetzt jedoch zu Hund 3, der ständig überjagte, aufgemachten Hasen nachprellte und sich von seinem Führer schwer lenken lies – wie reagiert mein Max? Glücklicherweise blieb er auch von diesen Aktionen erneut völlig unbeeindruckt und war jederzeit steuerbar. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die Suche am Ende des Feldes beendet. Ich wurde unmittelbar im Anschluss mit Max ohne Verschnaufpause zu einer erneuten Einzelsuche in eine nahegelegene, fußläufig zu erreichende Schilfdeckung geschickt, wobei sich der Hund sofort auf das neue Gelände einstellte, angepasst kurz suchte und erneut Rehwild ohne Führereinwirkung vorstand: WOW!
Hund 3 (V2) wurde ebenfalls in den weiteren Verlauf der Schilfdeckung geschickt und wurde nach kurzer Zeit aufgefordert, die Suche zu beenden. Das Richter-Team bat nun darum, dass wir uns alle in Richtung der Fahrzeuge begeben sollten und sie nach einer kurzen Besprechung nachkämen.
Bis dato verlief und war für mich alles auf unglaubliche Weise fantastisch: Wetter, Richter, Revier, Revierführer Henning, Hund + Führer und die ganze Zuschauerschar.
Nach einiger Zeit kamen die 3 Richter zur Sammelstelle und gaben bekannt, dass hier die Feldarbeit beendet ist und somit Zwischenbilanz gezogen wird. Mit Emotionen verbunden, war hier für die Hunde 1 (PNr.:36) und 3 (PNr.:26 V2) die Prüfung beendet. Einerseits freute ich mich über mein Weiterkommen, anderseits taten mir die beiden anderen Führer mit ihren Hunden und Begleitern auch wahnsinnig leid.
Anerkennend muss man sagen, dass die Richter absolut fair und professionell gerichtet haben und alles verständlich erklärten; wo, was, wann, wie, warum, wieso und weshalb es eben hier und heute für die beiden Hunde nicht gereicht hatte und ein Fortführen der Prüfung nicht möglich war.
Als letzte Prüfungsteilnehmer absolut angespannt (Ich) bzw. völlig gechillt (Max), machten wir uns Richtung Wasser auf. Nach zig Kilometern stand ich in einem neuen Revier vor einem riesigen Prüfungsgewässer mit mehreren Metern breitem, dichtem Schilfgürtel. Nach kurzer Ansprache durfte ich mit dem Prüfungsfach Stöbern ohne Ente beginnen. Da das Schilf so dicht war, gab es nur eine Stelle um den Hund anzusetzen. Da Wasser die Passion von Max ist, reichte ein kleines ruhiges Kommando um den Hund zu schicken. Er suchte sehr planmäßig, ruhig, fast lautlos und sorgfältig den Schilfgürtel ab, drückte schon nach kurzer Zeit ein Teichhuhn heraus und hing ständig mit der Nase im Wind; wobei er die Witterung einiger zuvor abgestrichener Enten kontrollierte – Perfekt.
Zum Stöbern mit Ente wurde Max weit entfernt angesetzt, nahm sehr schnell die Entenwitterung auf, folgte der Schwimmspur und drückte sie gekonnt aus der Deckung. Für den Schuss war der Führer selbst verantwortlich – was ich mit 2 Fehlschüssen an der abstreichenden Ente auch grandios „meisterte“. Ich war am Verzweifeln, wurde jedoch gleich von den Richtern beruhigt und so wurde eben eine tote Ente zur Feststellung des Bringens benutzt. Auch das absolvierte Max fehlerfrei und beendete somit die Wasserarbeit unter Zuschauerapplaus.
In diesem Moment realisierte ich: Es ist geschafft! Und nicht nur irgendwie, sondern mit einer bravourösen Leistung. Während der Prüfung habe ich immer wieder kurz die Leine überprüft um sicherzustellen, dass das mein Max ist, weil ich in manchen Momenten kaum glauben konnte welch ein Niveau ich zu sehen bekam. Es ist eine Sache, Dinge immer wieder zu trainieren und zu üben und dem Hund bei seiner Entwicklung zuzusehen; eine ganz andere ist es, das Ergebnis all dieser Bemühungen mit einer solchen Leistung vom eigenen Hund quasi ,,vorgeführt‘‘ zu bekommen.
Da die Richter merkten, dass ich mittlerweile komplett ,,on fire‘‘ war, wurde kurz und bündig die Wasserarbeit gelobt, erörtert und im Anschluss bekam Max den begehrten Titel KS verliehen – jetzt also Ino KS von der Königsleite. Meine Frau und ich bekamen dabei auch leicht feuchte Augen. Nach unendlichen Fotoshootings und Glückwünschen von Revierführer, Richtern und Zuschauern, machten wir uns auf den Rückweg nach Haffkrug, das mittlerweile schon 60km entfernt lag.
Während der Fahrt bekamen wir die Info, dass ein Königsleitner’ Hund bereits mehrere Stunden entlaufen war. Somit war die Freude und Stimmung im Auto schlagartig getrübt. In Haffkrug angekommen kam Gott sei Dank dann schnell die erlösende Nachricht: Hund unverletzt wieder beim Führer (O-Ton Führer: „Kein KS Titel aber Hauptsache Hund gesund zu Hause!“) worüber wir uns alle riesig freuten und dies auch umgehend am Strand mit einem Bierchen und „Captain“ begossen.
Am Abend trafen sich alle Franken zum gemeinsamen, gemütlichen Abendessen beim Italiener und anschließenden Umtrunk bei Fam. A. u. S. G. (Danke nochmals dafür!).
Am Samstagmorgen fuhren wir, ganz leicht verkatert, zum Vertreib des Vormittages nach Neustadt in Holstein, da wir um 14:30 wieder auf Gut Sierhagen sein mussten, wo die bestandenen Hunde nochmals vorgestellt wurden.
Mir war ja bereits bekannt, das wir alle Fächer mit 4 bestanden hatten, wurden jedoch im Ring bei der Vorstellung von Max mit der Note 4h im Fach StoE überrascht. Ich war unendlich happy und wahnsinnig stolz auf mich und insbesondere den Hund. Stolzer bin ich vermutlich noch nie auf Max gewesen!!
Zum Abschluss der 44. Dr. Kleemann Zuchtausleseprüfung fand am Abend dann der Festakt mit Preisverteilung statt. Von insgesamt 86 angemeldeten Hunden traten 74 zur Prüfung an, die letztlich von 50 Hunden bestanden wurde, die nun den begehrten Titel KS führen dürfen. Mein Max platzierte sich dabei als der drittbeste Rüde der Dr. Kleemann 2022.
Der DK Franken trat mit 5 Hunden an wobei 4 den Titel KS erhielten ( Zwinger von der Königsleite 4 Hunde angetreten, 3x KS). Mit solch einen Ergebnis kann man Stolz und zufrieden sein, insbesondere unserer Ilona konnte man das für den Rest der Veranstaltung ansehen.Ich denke für uns alle war es ein super Wochenende, das allen in unbeschreiblicher Erinnerung erhalten bleiben wird.
Zum Schluss möchte ich mich nochmal bei allen bedanken (speziell bei meiner Züchterin Ilona, Jürgen S., Hans-Jürgen M. und Stefan), die mit uns geübt haben, Tipps gaben und sich eigentlich immer Zeit für eine Übungseinheit nahmen (Dabei wurde auch mal ein toter Erpel von einem Waschbären geklaut…).Ein ganz besonderer Dank jedoch geht an unseren MAX sowie meine gesamte Familie die immer hinter mir stand,Übungseinheiten übernahm und vor allem mich, insbesondere nach einigen Übungs-Misserfolgen, seelisch und moralisch wieder aufbaute – herzlichen Dank dafür!!!
In diesem Sinne: Kurzhaar voran und Waidmannsheil !
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